Ein Beitrag für das Tierrechtsradio von Robert Rauschmeier.
Einst ass ich Tiere. Wer hätte das gedacht, dass ich mir einmal Gedanken zu Tieren machen würde und aufhören sollte, sie zu essen. Die Umstellung auf vegan geschah bei mir vor rund 9 Jahren. Seitdem lasse ich die Tiere in Ruhe: ich esse weder ihre Körper, konsumiere keine Milchprodukte, Eier, auch kein Honig, trage sie auch nicht und vermeide – wo es geht – Produkte, wo durch Tierversuche getestet wurden. Auch mag ich nicht mehr in den Zirkus, wo Tiernummern aufgeführt werden noch in den Zoo. Ich setze mich für die leidenden Stadttauben ein – den obdachlosen Haustieren, weiss um die Probleme von gezüchteten Hunden und Katzen und unterstütze diesen Handel nicht. Die Tierausbeutung zeigt sich in so vielen Bereichen, darüber erschrak ich, als ich mich damit befasste. Und ich sehe, dass sich immer mehr Menschen Gedanken darüber machen, was mit den Tieren passiert.
Deshalb wage auch ich die Prognose, dass wir als Gesellschaft vielleicht schon in naher Zukunft aufhören Tiere auszubeuten und ihnen Lebensrechte zusprechen werden: Ein Recht auf Leben, ein Recht auf psychische und physische Unversehrtheit und auch Freiheit. Vielleicht wird schon in naher Zukunft es heissen: Einst assen wir Tiere, wie es im gleichnamigen Buch der Zukunftsanthropologin Roanne van Voorst heisst.
Die Berichterstattung über den Veganismus und Tierrechte ist sehr ermutigend. Erst im letzten Monat wurde der Veganuary wieder breit beworben. Und auch in diesem Jahr wurden Rekorde vermeldet: offiziell hatten sich rund 700'000 für den Veganuary angemeldet – die Dunkelziffer verspricht eine viel höhere Zahl. Und auch Unternehmen wie LIDL, ALDI, REWE, Kaufland und viele weitere Betriebe wie die MIGROS und der COOP hier in der Schweiz haben eine beeindruckende Kampagne für den Veganuary lanciert.
Anfang dieses Monats, genauer: Am 2. Februar 2023 wurde das erste Gipfeltreffen zur Ernährungssituation in Bern abgehalten ("Schweizer Ernährungssystem-Gipfel"). Wissenschaft und Bürger:innenrat trafen zusammen und vermeldeten einhellig, dass die Politik, der Handel und bis auf die Konsumenten bezogen rasch eine Ernährungswende über die Bühne muss. Sie schlagen Alarm, denn immer noch ist die Art, wie wir uns ernähren weder nachhaltig noch gesund. Die Ernährung müsse deutlich pflanzenbetont werden.
Noch ist zwar die Tierethik in solchen Debatten nicht so ein Thema. Aber schliesslich ist es den Tieren egal, ob wir sie wegen gesundheitlichen oder ökologischen Gründen in Ruhe lassen. Erfreulich ist nun auch die Stellungnahme – und damit ein weiterer Grundstein hin zu Tierrechten und Veganismus – der Fondation Franz Weber: sie reklamieren den massiven Überbestand der Schweizer Schweinehaltung. Es würden rund 10 Prozent zu viele Ferkel herangezüchtet. Der Markt sei übersättigt. Schweizweit gäbe es 50'000 «überflüssige» Schweine. Dies führe nun zu drastischen Massnahmen wie Notschlachtungen und Billigexporte. So könne es nicht weiter gehen in der Fleischindustrie.
Die Fondation Franz Weber ruft zur Proteinwende auf. In ihrer Stellungnahme zitieren sie eine aktuelle Studie, welche von Vision Landwirtschaft in Auftrag gegeben wurde. Darin wird erwähnt, dass indirekte Kosten unterschiedlicher Ernährungsstile zu unterschiedlichen Kosten führen. Sie kommt zum Schluss: Je mehr tierische Produkte die Ernährung beinhaltet, desto mehr Kosten dies für den Staat und die Allgemeinheit bedeutet. So gehen ca. 80 Prozent der Subventionen des Bundes für die Produktion von Nahrungsmitteln immer noch an die Fleisch- und Milchproduktion. Hinzukommen durch die Fleisch- und Milchindustrie verursachten externen Kosten wie bspw. Umweltauswirkungen durch CO2-Emissionen und Pestizideinsatz. Auch diese Kosten müssten zum Grossteil durch die Allgemeinheit berappt werden. Die Fondation Franz Weber schreibt klar, dass staatliche Subventionen dringend anders verteilt werden müssen. Und zwar so, dass sie Anreize für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion schaffen.
Es könne ja nicht sein, dass die Verantwortung für eine nachhaltige Ernährung komplett auf die Konsumentinnen und Konsumenten abgewälzt werde. Es dürfe auch nicht sein, dass die Subventionspolitik im Lebensmittelbereich die Entwicklung hin zu nachhaltigeren Ernährungsstilen behindere und den ebenfalls vom Bund gesetzten Klima- und Umweltzielen diametral widerspreche.
Durch eine pflanzenbetonte – und am besten vegane – Ernährungsweise, würden auch die Gesundheitskosten reduziert – so eine 2018 veröffentlichte Studie der University of London. Ebenso kam eine Studie von 2017 vom Bund darauf, dass der Fleischkonsum in der Schweiz dreimal höher läge als die vom Bundesamt für Gesundheit empfohlene Menge. Dadurch entstünden massive Mehrkosten für die Bevölkerung, welche durch eine Ernährung mit mehr pflanzlichen Proteinen vermieden werden könnten. Auch für die Fondation Franz Weber ist klar, dass die beschriebene Faktenlage aufzeige, dass eine Proteinwende längst überfällig ist. Der Übergang zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährung fördert ein gerechteres, nachhaltigeres und gesünderes und ethisch vertretbare globales Ernährungssystem. Und von da aus ist es nur noch ein Katzensprung hin zum Veganismus und damit zu Lebensrechten auch für Tiere.
Quellen folgen.
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